Freitag, 29. Juni 2007

Der geschäftsführende, mini-jobbende Leiharbeiter

Das obskure Possenspiel an der Erkenbrechtallee nimmt kein Ende. Nach der feindlichen Übernahme der Kur-, Kongress- und Touristik-GmbH durch den Bürgermeister-Vasallen Siegfried Heger im August letzten Jahres, dauerte es nun fast ein Jahr, bis man für Herrn Heger endlich einen Geschäftführervertrag ausarbeiten konnte oder wollte.

Oder sollte man besser sagen: Bis man eine Lücke in der Sozialgesetzgebung gefunden hatte? Aber immer alles der Reihe nach:

Nach der im zweiten Versuch erfolgreichen Entlassung des Geschäftsführers der Kur-, Kongress- und Touristik-GmbH Ralf Emig im August 2006 wurde Siegfried Heger als Interims-Geschäftsführer ernannt. Quasi als Feuerwehrmann eine Rolle die ihm wie auf den Leib geschneidert ist: Man muss ihn nur einmal kritisieren und schon wird er rot wie ein Feuerwehrauto. Der Grund für die Ablösung an der Spitze: Nach der filmreifen Intrige der auftretenden Laienschauspieler (verschiedene Mitarbeiter in der Kur-, Kongress- und Touristik-GmbH)konnte, wollte oder sollte man mit Herrn Emig nicht mehr arbeiten können.

Das Problem an dieser Lösung war nur, dass unser Super-Siggi seinen Beamtenstatus auch als Geschäftsführer erhalten wollte (nicht dass es ihm einmal so geht, wie allein im letzten Monat verschiedenen Mitarbeitern aus der Therme, die jetzt keine Arbeit mehr haben). Das Rosinenprinzip musste also lauten: Große Position auskleiden, aber kein Risiko (vor allem in Form des Arbeitsplatzverlustes) tragen. Und der Clou an der für diese absolut risikofreie Position ist, dass Siggi auch noch mehr Geld bekommt.

Hier stellt sich allerdings die Frage, wie kann man einem Beamten mehr Geld geben, da das Gehalt ja vom Staat vorgeschrieben ist? Also hat man folgendes, haarsträubendes Konstrukt gewählt:

Siegfried Heger bleibt Beamter, wird aber von der Stadt zu jeweils 50 Prozent, mit allen Nebenkosten, an die beiden GmbHs weiterverrechnet und ist somit bestens abgesichert. Früher nannte man so was einfach einen Leiharbeiter. In früheren Zeiten waren Leiharbeiter aber niemals Geschäftsführer, sondern eher in untergeordneter Position tätig. Was aber im Falle Siegfried Hegers immer noch stimmt, da er so gut wie alles macht, was unser Bürgermeister von ihm will.

Als Dankeschön-Prämie bekommt Super Siggi nun noch auf sein Beamtengehalt - Achtung, jetzt wird es spannend monatlich weitere Euro 200,-- von den beiden GmbHs als Mini-Jobber.

Ja, Sie haben richtig gelesen: Heger ist ein doppelter Geschäftsführer und bekommt de jure von den beiden Firmen, deren Geschäfte er so umsichtig und mit viel Fachkompetenz führt, jeweils Euro 200,-- im Monat.

Wer sich jetzt in den Monat April, genauer gesagt an den 1. April versetzt fühlt, der irrt. Aber bitte liebe Leser, lassen sie den Colt stecken: Im Gegensatz zu uns normalen Arbeitnehmern, welche ihren Lebensunterhalt nur mit einem Minijob aufbessern dürfen, dürfen sozialversicherungsfrei Beschäftigte, wie Beamte, auch von zwei verschiedenen Firmen auf Minijob-Basis Geld annehmen und bekommen.

Von der juristischen Betrachtung dieses Konstrukts einmal ganz abgesehen: Wo bleibt der Anstand dieser Herren? De facto arbeitet dieser Mann für zwei Firmen, bekommt aber sein Hauptsalär von einer dritten Firma, in diesem Fall: Von unserer Stadt Bad Windsheim.

Und die größte Frechheit ist, dass unser Super-Siggi keine Abzüge auf diese Euro 400,-- im Monat hat, da man so tut als wäre er eine kleine Nummer in den beiden GmbHs (was vom Sachverstand nicht einmal gelogen ist).

Da regt man sich auf, wie sehr die Großen dieser Republik die Steuer- und Sozialgesetzte bis zur Sollbruchstelle verbiegen und dann geht ausgerechnet Bad Windsheim diesen sehr bedenklichen Weg. Einfach abscheulich!

Ob es eine Scheintätigkeit ist, wenn ein Geschäftsführer faktisch für die Geschäftsführung das Geld über eine dritte Firma bekommt und darüber hinaus noch zwei Mini-Job-Gehälter hat, müssen andere klären. Aber wie man die Stadtoberen kennt, wird dies von der rechtlichen Seite schon alles geregelt sein. Zumindest hat man sich doch genau für dieses Konstrukt eine offizielle Genehmigung eingeholt. Genau dafür? Lassen wir es so im Raum stehen.

Aber auch wenn die rechtliche Seite geklärt ist, es bleibt immer noch die Frage nach Moral und Anstand. Es sei die Frage gestattet, wie man als Nutznießer Heger mit dieser Situation hocherhobenen Hauptes durch die Stadt laufen kann. Denn wer das Recht bis auf das Äußerste spannt, braucht sich nicht zu wundern, wenn das als unrecht in der Bevölkerung wahrgenommen wird.

Fussnotiz:

Diesen Artikel wollten wir eigentlich schon vor ein paar Tagen einstellen. Doch dann geschah das Unglaubliche: Wir erfuhren, dass Herr Heger im Urlaub ist. Keine Angst, wir gönnen Ihm und vor allem seinen Mitarbeitern jeden Tag Urlaub. Doch nachdenklich sind wir schon geworden, als wir in Erfahrung brachten, dass der Super-Geschäftsführer von Bomfis Gnaden auch diese Woche noch im Urlaub ist. Jede Aushilfe muss an der Vorbereitung und Durchführung des Spektakels arbeiten, nur der Chef nicht?

Findet nicht diese Woche das Altstadtfest statt? Jenes Ereignis, welches die städtischen Vertreter im Aufsichtsrat seit Jahren wehklagen lässt, dass es nur noch Kommerz (und Saufen) und kaum mehr Kultur ist? Der Obermoral-Apostel Gerhäuser hat über Jahre im Aufsichtsrat gegen die negative Entwicklung protestiert und Herrn Wagner um Einhalt gebeten (die Stadträte schenken freilich höchstpersönlich Alkohol aus). Kommt, lasst uns darauf heute Abend einen Trinken gehen.