In der Stadtratsperiode 1996/2002 machte man sich daran, aus dem altehrwürdigen Bauhof einen kostenrechnenden Regiebetrieb zu machen. Die Bestrebungen dazu waren ausgelöst worden, weil man festgestellt hatte, dass immer dann, wenn der Bauhof Dienstleistungen für Dritte erbracht hatte, sofort Einwände der Kunden wegen überteuerter Rechnungen kamen.
Also lag es nahe zu prüfen, wo genau die Ursachen für diese hohen Preiskalkulationen und die mangelhafte Produktivität des Betriebs lagen. Man kann heute wahrscheinlich gar nicht mehr sagen, wie viele Expertenmeinungen und Gutachten für dieses Unterfangen herangezogen wurden. Eines war aber schnell klar: Der Bauhof wies keine Probleme wegen der Arbeitsleistung seiner dort beschäftigten Mitarbeiter auf, jedoch befand man in erster Linie das Management nicht auf dem Stand der Zeit. Auch die Ausstattung mit einem antiquierten und teilweise für manche Arbeiten nicht geeigneten Maschinenpark führte zu weiteren Produktivitätsverlusten.
Es kam also zur Umstrukturierung und für diese Aufgabe wurde auch ein neuer Mann eingestellt: Robert Hynar. Seine Aufgabe war es, neue Organisationsstrukturen einzuführen, das Management und Zeitmanagement für die Mitarbeiter zu verbessern und damit für eine höhere personelle Produktivität zu sorgen.
Hynar war dafür eigentlich der richtige Mann. Er bekam die Zusage, dass er Budgeteinsparungen dazu verwenden könne, die technische Ausstattung des Bauhofs zu verbessern. Doch er hatte mit seinen guten und engagierten Vorstellungen die Rechnungen ohne den Wirt oder besser gesagt ohne die entsprechenden Wirte gemacht.
Da gab es nämlich einen Bürgermeister, der plötzlich feststellen musste, dass er für Dinge, die er mal schnell aus der hohlen Hand erledigt haben wollte, gleichzeitig auch das Geld vorhalten musste. Solche Blitzaktionen sind aber ein nicht unwesentliches Instrument eines Bürgermeisters, der die Dinge gern im Gutsherrenstil regelt. Denn stets signalisiert er damit gönnerhaft: Bürger, Du willst was hergerichtet haben, Du hast meine Sympathie und Unterstützung - ich sage das „meinem“ Bauhof. (Unsympathische kriegen da natürlich nichts davon ab!).
Mit dem Benennen der Haushaltsstellen, über die das dann dem Bauhof bezahlt werden sollte, hat es der Bürgermeister natürlich immer nicht so genau genommen und deshalb Hynar immer wieder gezwungen, aus den bestehenden Haushaltsmitteln (zum Beispiel für den Straßen- und Wegeunterhalt) entsprechendes Geld herauszuwirtschaften. Man muss sich deshalb auch nicht wundern, dass manche Straßen heute in einem desolaten Zustand sind und Eckardt jetzt natürlich den Beitrag der Straßenbeitragsausbausatzung brauchen wird.
Hynar wurde aber auch im Bereich der Maschinenmodernisierung hinters Licht geführt, wo er darauf gesetzt hatte, durch Einsparungen und höhere Effizienz Mittel einzusparen, um leistungsfähigere Maschinen und Fahrzeuge anzuschaffen. Denn als er auf diese Mittel zurückgreifen wollte, hatte der Stadtkämmerer das Geld bereits an anderen Stellen verbraten. Hynar hatte sich umsonst Mühe gegeben denn er hatte auch unterschätzt, dass im Stadtrat Leute sitzen, die selbst Maschinen im Baubereich haben.
Diese bremsten die Bemühungen einer Bauhofmodernisierung auch aus, weil sich so der ein oder andere Auftrag an Land ziehen lassen konnte. Das Argument lautete dann stets: „Wir sind doch viel besser ausgestattet, wir können das billiger.“ Konsequenz des ganzen Spiels: Hynar ging und nahm eine besser dotierte Stelle an, wo seine gezeigte Effektivität nicht grundsätzlich verpuffte.
Danach kam Sylke Knörlein als neue Bauhofleiterin und im Prinzip hat sich an der Situation seitdem nicht viel geändert. Auch sie lebt mit einer veralteten Struktur und Ausstattung und hat jedoch inzwischen deutlich mehr Arbeiten zu erledigen: Allein im Grünbereich wuchs die Stadt im Westen und an der Erkenbrechtallee nicht unerheblich. Und auch das öde Dreamland, wo ja schon Bäume gepflanzt sind, will gepflegt sein, auch wenn dort noch kein Stein auf dem anderen steht.
Auch Knörlein muss immer wieder Sonderwünsche des Bürgermeisters erfüllen und die Mittel aus Haushaltspositionen herausquetschen, die damit gar nichts zu tun haben.
Knörlein hat sich aber dazu noch ein anderes gewichtiges Problem geschaffen: Sie hat die gesamte Belegschaft gegen sich aufgebracht und die bereits erzielte Produktivitätssteigerung ist damit durchaus wieder gefährdet. Und sie hat sich einen heimlichen Vorarbeiter zugelegt, der ebenfalls im Bauhof tätig ist und aufgrund seiner Stellung obendrein für größten Zwist unter dem Personal im Bauhof sorgt.
Alles in allem eine Konstellation, die den Bürgermeister, der hier ja tatsächlich Dienstvorgesetzter ist, zum Handeln nötigen sollte. Es passiert jedoch nichts. Die Situation ist so verfahren, dass seit Monaten ein professioneller Vermittler im Bauhof tätig ist, der die explosive Stimmung dort richten soll. Dieser agiert jedoch chancenlos, die Fronten sind verhärtet.
Wahrscheinlich muss man bis in den November 2004 zurückgehen, als sich der Acker so bereitete, dass Sylke Knörlein in eine Situation geriet, die ihre Stellung auf dem Chefsessel des Bauhofes enorm festigte. Die Mitarbeiter des Bauhofes machen das übereinstimmend an einem Betriebsausflug mit dem Bürgermeister und einem Team seiner besten Amigos nach Frankfurt fest, der übrigens auch in ein Weinlokal Roland Leislers führte, wo der Abend gründlich ausklang, bevor man sich ins Hotel begab.
Seitdem hat man keine Chance mehr, als Mitarbeiter im Bauhof eine eigene Meinung zu haben, geschweige denn vorschlagen zu dürfen, dass ein Auftrag besser, anders oder effizienter ausgeführt werden könnte. Frau Knörlein hat stets Rückdeckung von höchster Stelle. Der Bürgermeister lobt sie über den Schellenkönig, selbst wenn das gar nicht angefragt wurde. Wird z.B. ein Radweg mit falschem Material gebaut und dabei ein fünfstelliger Eurobetrag verschwendet, bietet er sich an, persönlich die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Alles in allem ein bodenloser Zustand, der den Bauhof langsam aber sicher auf den Hund bringt. Das ist jedoch fatal, denn diese städtische Einrichtung wird - einen leistungsfähigen und motivierten Zustand vorausgesetzt - dringend benötigt, um die Stadt permanent zu warten um das, was bis heute mit den Mitteln der Bürger geschaffen wurde, auch zu erhalten.
Warum also zeigt Eckardt hier nicht die von ihm verlangte Führungsrolle, sondern beschränkt sich in Nibelungentreue auf die Rolle des Protektors seiner Bauhofleiterin, obwohl dies doch sonst nicht ansatzweise seine Art ist?