Freitag, 29. Februar 2008

Die drei Herausforderer und Ihre Vision

Nach dem Rede-Duell auf Radio 8 und einer kurzen Umfrage in der Windsheimer Zeitung wollen wir an dieser Stelle den drei Herausforderern die Möglichkeit geben, sich in den Windsheimer-Geschichten zu Fragen, die uns interessierten zu äußern. Wir bedanken uns bei Ralf Ledertheil und Albert Regel für ihre Antworten. Dieter Hummel wollte sich an dieser Stelle nicht detailliert äußern. Die Begründung dafür findet man auch als Anzeige heute in der Windsheimer Zeitung.

In einer Stadt wie Bad Windsheim ist der Konsens über alle Parteigrenzen hinweg sicher ein Ziel. Was jedoch wäre Ihre Wunsch-Koalition im Stadtrat, um möglichst viele Ziele politisch umsetzen zu können?

Albert Regel: Ich persönlich habe aus parteilicher Sicht keinen Favoriten als Partner. Mir persönlich ist es viel wichtiger mit einer fundamentierten Argumentation Überzeugungsarbeit zu leisten und alle Stadträte anzusprechen. Aus diesem Grunde ist es auch für mich sehr wichtig, dass der Wähler sich bewusst für unterschiedliche Kompetenzen bei den Stadtratskandidaten entscheidet, um für den neuen Stadtrat die entsprechenden Branchenvertreter im Stadtparlament zu haben. Denn auf dieser Basis wäre für die Stadtratsarbeit ein solides Fundament für eine wirtschaftliche und erfolgreiche kommunalpolitische Arbeit gelegt. Ein Denken innerhalb der Parteigrenzen hat in der Kommunalpolitik nichts zu suchen. Hier steht die Wahrung und die kompetente Vertretung der Bürgerinteressen im Vordergrund und das zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger. Leider stellen wir in der heutigen Zeit mehr und mehr fest, dass unsere Politfunktionäre mehr und mehr den Bezug zur Basis verloren haben und mangels Kompetenz, Hintergrundwissen und Erfahrung nicht mehr den Mut haben, sich einer offenen Diskussion zu stellen. Die Klügeren haben viel zu lange nachgegeben, was nun dazu führt, dass die Anderen regieren. Die Basis an Erfahrung im Bereich von Menschenführung und dem fairen Umgang mit seinen Gegnern ist heute in den meisten Führungsebenen leider verloren gegangen. Hier steht oft nur noch der Eigennutz im Vordergrund, wie wir an den Entscheidungen und den Halbwertszeiten unserer Managergeneration feststellen. Soziale Interessenbereitschaft wird nur noch von den "normalen" Bürgerinnen und Bürgern erwartet. Aus diesem Grunde sehe ich dringenden den Bedarf, dass bei den Wahlentscheidungen Kompetenz, Erfahrung und Charakterstärke der Kandidaten in den Vordergrund der Entscheidungskriterien kommen.

Ralf Ledertheil: In der Kommunalpolitik sollte die Gruppierungszugehörigkeit keine Rolle spielen. Jeder Demokrat im neuen Stadtrat ist zur Zusammenarbeit herzlich eingeladen. Ich würde mir eine Mehrheit wünschen, mit der man gestalten kann und die nicht nur blockiert. Diese kann durchaus auch von Sachfrage zu Sachfrage wechseln. Eine endgültige Aussage kann man aber erst nach dem 2. März treffen.

Jeder Kandidat hat individuelle Stärken und Schwächen. Sie wollen sich bei der bevorstehenden Wahl durchsetzen und wir möchten daher wissen, wo Sie selbst Ihre Kernkompetenzen sehen und auf welchen Gebieten Sie sich fachlich und menschlich stärker einschätzen als der amtierende Bürgermeister?

Ralf Ledertheil: Bedingt durch meine bisherige berufliche Tätigkeit werde ich sicher dem Thema Finanzen ein großes Augenmerk widmen. Ich stehe aber auch dafür, eine solide Politik für alle Bürger dieser Stadt zu machen. Für die Gäste wurde bereits einiges getan. Neben weiteren Aktivitäten in dieser Richtung, muss jetzt auch wieder verstärkt an die Bürger gedacht werden. Menschlich will ich mehr auf die Mitbürger zugehen und sie in die Themen der Stadtpolitik aktiv einbeziehen.

Albert Regel: Aus fachlicher Sicht kann ich auf eine vielseitige und fundamentierte Ausbildung bauen. Erfahrungen in den unterschiedlichen Führungsebenen und als Geschäftsführer im In- und Ausland haben mich gelehrt, dass nur Erfahrung, Menschlichkeit und Kompetenz langfristig bei den Mitarbeitern geschätzt wird. Auf Grund meiner Ausbildung in der Landwirtschaft, im Rettungsdienst, im kulturellen Bereich und sehr umfangreich in meiner Karriere in der Bauwirtschaft, habe ich eine sehr breit gefächerte Erfahrung. Da ich mir jeden Schritt meiner Entwicklung erarbeiten musste, weiß ich sehr gut, wie viel Energie und Stehvermögen man braucht, um sich gegen die Konkurrenz durch zu setzen. Auch habe ich durch meine Rettungsdiensterfahrung von über 11000 Einsatzstunden, sehr viel menschliches Leid und persönliche Schicksale erlebt. Das prägt die persönliche Grundeinstellung in vieler Hinsicht. Man lernt seine Mitmenschen zu schätzen, gleich welcher Art und kann sich sehr gut in die unterschiedlichen Situationen hineindenken. Man lebt viel bewusster und überlegt jeden Schritt und jede Entscheidung. Man ist sich auch bewusst über die Tragweite seiner Entscheidungen und eventuelle Folgen. Daher sehe ich mich in der Menschenführung und der fachlichen Kompetenzen im Bereich der Bautechnik, Verkehrsplanung, Ver- und Entsorgungstechnik, Umwelttechnik, Energiegewinnung, Stadtentwicklung, Medizin und Heilbereich, Analytik und im Bereich der kulturellen Entwicklung als überlegen an.


Was haben Sie sich als erste Amtshandlung vorgenommen wenn Sie es schaffen, Bürgermeister von Bad Windsheim werden?

Albert Regel: Meine erste Amtshandlung werden die persönlichen Gespräche mit jedem Mitarbeiter der Stadtverwaltung, der städtischen Betriebe und der städtischen Beteiligungsgesellschaften sein. Außer dem persönlichen Vorstellen meiner Person, interessieren mich die persönlichen Schwerpunkte, das bisherige Arbeitsklima und der persönliche Kontakt, als Neubeginn einer konstruktiven Zusammenarbeit. Grundvoraussetzung von motivierten und leistungsorientierten Mitarbeitern ist ein vertrauensvolles, aber dennoch respektvolles Verhältnis untereinander. Jeder Mitarbeiter, gleich welcher Ebene muss wissen, dass er mit seinen Problemen an oberster Stelle Gehör findet und ernst genommen wird. Hierzu gehört selbstverständlich das persönliche Gespräch mit den neuen Stadträten in gleicher Weise. Denn das interne Verhältnis spiegelt sich in der Kundenfreundlichkeit zu den Bürgerinnen und Bürgern wieder und schließlich ist der Kunde König. In diesem Zuge muss auch die Erreichbarkeit und die Bürgerfreundlichkeit im Rathaus entsprechend neu ausgerichtet werden.

Ralf Ledertheil: Als erstes werde ich mit meinen Mitarbeitern im Rathaus und allen städtischen Betrieben intensive Gespräche führen und sie bitten, mit mir und dem neuen Stadtrat alles zu tun, um die Stadt Bad Windsheim und ihre Ortsteile für eine positive Zukunft aufzustellen.
Ein Kassensturz ist sicher auch sinnvoll, um dann die laufenden Vorhaben zu überprüfen und eventuell korrigierend eingreifen zu können.

Welche Botschaft liegt Ihnen für die Blog-Leser besonders am Herzen?

Ralf Ledertheil: Wenn ich Bürgermeister bin, wird ein respektvoller Umgangston im Rathaus angeschlagen. Ich will Bürgermeister für alle sein, ohne dass sich irgendjemand ausgegrenzt oder diffamiert fühlen muss. Alles soll so laufen wie es in einer Verwaltung laufen muss, nach Gesetz und Ordnung. Ist in meiner Verwaltung dann Normalität und geradliniges, sinnvolles Miteinander eingekehrt, so glaube ich, macht dies einen Blog überflüssig.

Albert Regel: Das Grundrecht für die freie Meinungsäußerung wird in meiner Amtsführung absolut im Vordergrund stehen. Wir brauchen in der Gesellschaft die "Querulanten" und Kritiker. Sie stellen das Sprachrohr der Basis dar. Ohne konstruktive Kritik ist es für eine Führungsperson schwer, den Kontakt und die Interessen der Basis zu wahren. Ich hoffe, dass die "Blogger" in der letzten Zeit nicht den Mut verloren haben, sich auf eine offene Diskussion einzulassen. Dieser offenen Diskussion werde ich mich zu jeder Zeit stellen, denn auf Grund meiner Erfahrungen kann ich in der Argumentation aus dem Vollen schöpfen, aber ich strebe in dieser Diskussion auch an, meine Erfahrungen weiter auszubauen und auf eine noch breitere Basis zu stellen. Ich vertrete aber auch die Meinung, man kann nicht alles wissen, aber man braucht ein Leben lang die Bereitschaft, lernfähig zu bleiben. Sicher stellt man sich dem neuen Wissen mehr und mehr kritisch in der Bewertung gegenüber, aber dennoch bedeutet Diskussion die Erweiterung der Erfahrung aller Diskussionsteilnehmer.