Die Andersgleichen
Glücklich, wer auf einigen der Bad Windsheimer Supermarktparkplätze einen Parkplatz ergattern oder diesen wieder verlassen konnte, ohne vorher erst einmal minutenlang in einem Anfahrts- oder Abfahrtsstau gesteckt zu haben. Es gibt dabei solche und solche, wie wir Franken sagen. Allerdings stellen wir fest, daß nicht nur die Zu- und Abfahrten jeweils recht unterschiedlich problematisch sind sondern auch die damit verbundenen Genehmigungsauflagen der Märkte von Seiten der Stadtverwaltung eine manchmal abstrus anmutende Ungleichbehandlung von Investoren durch die Stadt beweist.
So hat man der Uffenheimer Firma VVB (das ist die mit den in Bad Windsheim bestens bekannten Steuerberatern Dr.Hahn und Lehmann) also laut Eingeständnis von Stadtbaumeister Thomas Geismann und Gerhard Gerhäuser vor dem Bau des Handelshof-Areal nicht den Bau einer Abbiegespur des stark frequentierten Einkaufszentrums abverlangt und hält dies heute nachträglich für einen verkehrpolitischen Fehler. Zerknirscht von so viel Selbstkritik wäre die Stadt nun sogar bereit, auf eigene Kosten eine Abbiegespur errichten zu lassen und geht von einem Kostenaufwand von etwa 15.000 Euro aus.
Die VVB regt jetzt selbst den Bau einer Abbiegespur an, nicht jedoch, weil man sich dort wenigstens moralisch verpflichtet sehen würde, sondern weil man das Areal an der Westheimer Straße auf dem zuletzt eine Schreinerei stand anders nutzen möchte. Wie die Nutzung aussehen soll, darüber sind Stadtbaumeister und die Stadträte angeblich noch nicht informiert. Durchgesickert ist jedoch, daß die VVB rund 17.000 Euro für eine Abbiegespur zuschießen würde, wenn die Stadt im Gegenzug bei der erforderlichen Genehmigung der Nutzungsänderung einen positiven Beschluss fassen würde. Na, auch nicht garantiert. Eher vielleicht - je nachdem wie kooperativ sich die Stadt bei der Nutzungsänderung zeigt. Diese Abbiegespur wäre dann die, nennen wir es mal, größere Lösung und wir verwetten unsere übersichtlichen Gehälter als Blog-Redakteure, daß der Betrag überhaupt nicht ausreichen wird, diese Verkehrslösung zu realisieren.
Die VVB möchte sich also erst einmal die Nutzungsänderung absegnen lassen und dann schießen sie – vielleicht - einen Teil der Kosten zu, die eigentlich schon ursprünglich beim Bau des Handelshof-Areals erforderlich gewesen wären.
Angesichts der Schikanen und Blockaden bei der Planung des „großen“ Projektes der Edeka in der Raiffeisenstraße muss man sich dann über so viel Narrenfreiheit anderer Investoren wundern. Dies gilt ja auch für die hier im Blog schon früher beschriebene Belastung mancher Handelsunternehmen in Bad Windsheim mit beispielsweise Erschließungsgebühren und Grundstückspreisen, die z.B. dem Investor am Schießwasen dagegen überhaupt nicht drohen und noch immer eine Toprendite ergeben sollen, obwohl dieser auch noch massive Umplanungen und Neubauten von Fußballverein und Schützengesellschaft sponsern muss.
Zurück kommend auf das Ansinnen der VVB müssen wir uns allerdings die Frage stellen, weshalb der Bürgermeister sich tatsächlich darauf einlässt, den Stadtrat mit einer solchen „Investor-Bedingung“ zu konfrontieren: Nutzungsänderung genehmigen, egal wie - und vielleicht schüttelt die VVB dann das Bäumchen. In jedem anderen Ort hätte das Stadtoberhaupt solch einen Vorschlag von sich gewiesen und das Begehren in dieser Form im Vorfeld zurück gewiesen.
Wir machen uns wirklich Sorgen, was unseren Bürgermeister dazu veranlasst, so zu agieren! Ist das ein Blackout, wie er nach Jahren der Amtszeit schon einmal (oder öfter) auftreten kann? Wird der Mann vielleicht genötigt? Oder haben ihm die Herren Steuerberater in den letzten Jahren schon so viele gute Vorschläge unterbreitet, daß er in deren Ansinnen quasi grundsätzlich nichts Verfängliches entdecken konnte? Schließlich arbeitet man ja schon seit Jahren vertrauensvoll und eng zusammen und hat gemeinsam zum Beispiel für ihre Gesellschafter so lukrative Konzepte wie die Stadtentwicklungsgesellschaft konstruiert.
Wie immer müssen wir allerdings auch den Kopf darüber schütteln, daß der Stadtrat das Spiel mitmacht. Sicher gibt es Widerstand, z.B. aus den Reihen der SPD/UB und vereinzelt auch aus den anderen Parteien. In der Summe scheinen einige Mitglieder im Stadtrat jedoch einem solchen Ansinnen unkritisch entgegen zu stehen. Unkritisch? Wir denken noch über ein anderes Wort dafür nach und sind gespannt auf die weitere Entwicklung am Donnerstag im Stadtrat.