Samstag, 29. September 2007

Die Bürgermeister-Rechnung - oder: Wie macht man aus 46,5% ein Fünftel?

Keine Angst, liebe Leserinnen und Leser. Es kommt jetzt kein Aufguss der Geschichte um einen ehemaligen Mathematiklehrer am Windsheimer Gymnasium.

Der Bürgermeister hat in den vergangenen Tagen deutlich gemacht, dass er entweder nicht gut rechnen kann oder, was wir eher vermuten müssen, ein deutliches Quorum der Bürgerinnen und Bürger einfach ignoriert.

Bei der – wie sich nun herausgestellt hat – leider nicht form-vollendeten Unterschriftenaktion rund um den Schießwasen wurden nach unterschiedlichen Quellen 2.300 bis 2.600 Unterschriften gesammelt.

Die Unterzeichner sind nicht ihrer Bürgerpflicht nachgekommen und sind dem Aufruf einer Wahl gefolgt. Niemand konnte bequem von Zuhause aus per Briefwahl abstimmen. Und noch viel schlimmer: Niemand konnte frei und geheim abstimmen. Jeder, der sich in die Unterschriftenliste eingetragen hat, musste dies mit seinem Klarnamen tun. Wer also die Gunst der Befürworter des Schießwasenareals benötigt oder den Unmut der politischen Akteure fürchtet, ging besser gar nicht zur „Abstimmung mit Füßen“, wie sich der Bürgermeister auszudrücken pflegt.


Man darf also davon ausgehen, dass diejenigen Bürger unter uns, die z.B. im Urlaub waren, die krank und immobil sind oder die schlichtweg Angst davor hatten, dass ihr Name publik wird, bei einer geheimen Abstimmung noch ihr Kreuzchen machen werden.

Wir zitieren mal wieder Herrn Bürgermeister Eckardt:
„Ein Fünftel der Bad Winds¬heimer sind gegen den Supermarkt am Schießwasen – was aber ist mit den anderen vier Fünfteln?“ Der Unterschied zwischen Bürger und Wahlberechtigten scheint dem Kommunalpolitiker im Moment dieser Meinungsäußerung entfallen zu sein. Aber wir helfen dem Bürgermeister sehr gerne:

Laut WZ sind 1/10 der Wahlberechtigten 900 Personen. Will heißen, dass es 9000 Wahlberechtigte gibt. Laut amtlicher Statistik (für die Verfechter der These, der Blog würde Halbwahrheiten verbreiten, hier der Link: http://www.statistik.bayern.de/wahlen/kw2008/vglz_tab02mfr.htm ) lag die Wahlbeteiligung der Wahlen 2002 bis 2005 in unserem Landkreis bei gemittelten 62,1 %.

Demnach wären bei diesem Mittel 62,1 % von 9000 Personen statistisch zur Wahl gegangen. Macht also 5.589 theoretische Stimmen.
Gehen wir nun von 2.600 abgegebenen Unterschriften mutiger Bürger aus, so kommen wir zu dem Ergebnis, dass rund 46,5 % der Bürgerinnen und Bürger, die im Mittel zur Wahl gehen, sich gegen den Schießwasen ausgesprochen haben.

Nochmals zur Verdeutlichung: 46,5 % der durchschnittlichen Wähler gehen ohne den Anreiz, eine politische Entscheidung zu treffen, teilweise in Kenntnis, dass die erforderlichen 900 Stimmen schon erreicht sind und beim Preisgeben ihrer Identität in Windsheimer Geschäfte, um ihre Meinung kund zu tun.

Und wer die WZ vom Mittwoch mit dem Bild des Bürgermeisters gelesen hat, der sah an seinem überheblich fröhlichen Gesichtsaudruck in Farbe, wie der Bürgermeister über die Abstimmung denkt. Vielleicht sollte er mal seinen Friseur fragen.