Mittwoch, 30. Januar 2008

Sand in die Augen der Bürger - Teil II

Jetzt wurde es eben doch ein paar Tage später mit dem zweiten Teil unseres Sandstrahler-Artikels, aber die Fakten abzuklopfen hatte höchste Priorität.

Nachdem wir im ersten Teil schon darauf hingewiesen haben, daß das Schießwasen-Projekt nicht von einer gemeinnützigen Gesellschaft wie zum Beispiel einem Tierschutzverein geplant wird sondern von den Geschäftsleuten der tbw, die sich in höchster Priorität dem Mäuse-Verdienen verschrieben haben, möchten wir Euch nun skizzieren, wie das sogenannte Windsheimer Vereinswesen von dem Schießwasen-Projekt finanziell profitieren würde.

Elf Freunde müsst Ihr sein – das war die Maxime von Sepp Herberger und mit diesem Slogan wurden unsere Fußballerjungs 1954 Weltmeister. Zwei Freunde müsst Ihr sein, so sagen sich der Allrauns Horst und der Eckardts Wolfgang im Jahr 2008 – damit würde unser FSV schon doch noch zum Vorzeigeverein in der westmittelfränkischen Fussballwelt werden. Wann die beiden Brüder im Geiste Ihre Idee ausheckten wissen wir nicht. Aber was sich die beiden ausdachten, klingt so einfach und für alle Leute verständlich wie das Rezept für einen Rührkuchenteig. Also perfektes Futter für das Wahlvolk!

Man nehme ein Investitionsprojekt (genannt Schießwasen) und erkläre den Bürgern, daß man damit gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen werde: Einkaufen, wo es wirklich Spaß macht (am Stadtrand, nicht in der kopfsteinpflaster-gebeutelten Innenstadt mit ihren am Samstag um 12:30 Uhr schließenden Krämern mit ihren mürrischen Auszubildenden), den erfolgshungrigen Fußballern ein nagelneues Fußballstadion Bauen (ohne klassenfeindliche VIP-Lounges, höchstens vielleicht die obligatorischen RECARO-Sitze für Trainer und Präsident und Bürgermeister). Und den Schützen muss man dafür, weil sie halt gar so blöd störend früher einmal auf das Areal hineingebaut haben, eine neue Schießanlage spendieren, damit das neue Gebäude zukünftig endlich in der passenden und damit richtigen Richtung steht. Auf jeden Fall macht sich das mit den zwei Vereinen sowieso besser als mit nur einem Verein, denn man kann nun damit behaupten, daß das ganze Vorhaben dem Breitensport dient. Der ist mit Schützen und Fußballern nun mal breiter vereten als nur mit den Kickern.

Jeder, der sich nun gegen dieses Projekt wendet, ist damit also ein Breitensportgegner. Schon flimmern uns nun kleine ungesunde Windsheimer vor Augen, die weder Fußbälle kickend noch Luftgewehr schießend traurig aus der Wäsche gucken müssen. Nee, gegen Breitensportförderung kann ja wohl nun kein Windsheimer sein, oder?

Weiter kann man den Supermarkt am Stadtteingang ja auch ganz passabel als förderlich für das Entree bezeichnen. Was ein schönes Entree genau ist müssen wir hier nicht diskutieren, aber der gemeine Bürger findet einen Rewe-Markt sicher ansprechender als einen LKW-Parkplatz.

Also, Argumente gibt es genug..... aber wie kriegt man nun das Geld zu den Vereinen, wenn es die Stadt aus Gründen von Gleichbehandlungsgrundsätzen ihren anderen Vereinen gegenüber nicht tun darf und auch gar nicht über genügend Mittel verfügt, die Fußballer und Schützen finanziell glücklich zu machen?

Klaro, der Umweg über den Investor. Dem überlässt man eben das Grundstück für einen leckeren Preis (siehe Teil 1) und lässt diesen für die Differenz zwischen Bodenrichtwert und dem sportlich günstigen Preis die Vereine auf modernstes Niveau bringen. An dieser Stelle muss man einwenden, daß sich der Bürger der Stadt sowie nicht unbedingt als Eigentümer des Schießwasens fühlt. Auf dem Platz steht ja nix außer einem Hüttchen, einer selten genutzten aber teuren Trafostation und den LKWs. Nur zwischendurch findet mal ein Fest, ein Krempelmarkt oder der ADAC Lichttest dort statt. Eigentümer ist der Bürger aber dennoch. Der Schießwasen gehört zum Vermögen der Stadt und die Flächen darauf sind allenfalls als über Erbpachtverträge vergeben und die kriegt man ja kaum mit. Also fühlt sich der Bürger eigentlich gar nicht um seines Vermögens beraubt, obwohl man ihm de fakto gerade die Taschen leert, die er später mit für ihn neuen Lasten wie zum Beispiel durch die Einführung einer SABS auffüllen helfen soll.

Der Investor wird über das Grundstücksgeschäft dagegen zum Breitensportförderer und weil sich die Stadt bereit erklärt, darüber hinaus einen großen Teil der notwendigen Kosten für die neue Verkehrsinfrastruktur selbst aufzubringen, was dem Investor nebenbei bemerkt eine ganz erhebliche Zahl der oben genannten Mäuse beschafft weil es seinen eigenen Säcke entlastet, wird dieses Projekt am Ende sogar zu einer lohnenswerten Investition für die Projektentwickler.

Die Stadtführung findet das natürlich toll: Breitensportförderung, Einkaufsmöglichkeiten und vieles mehr auf dem ungeliebten Festplatz - auf diese tolle Idee war in der ganzen Nachkriegszeit noch keiner gekommen. Das muss der Wähler doch wohl honorieren! Wir korrigieren an dieser Stelle:

Keine der früheren Stadtführungen wäre je auf den Gedanken gekommen, das Grundstücksvermögen der Stadt zu versilbern, um damit einem um Anschluß kämpfenden Bezirksoberligisten zu einem neuen Fußball-Stadion zu verhelfen. Die Schützen mögen aus dieser Situation heraus eben nur mitprofitieren. Indess gibt es wohl nur wenige Mitglieder unter ihnen, die nicht ein mulmiges Gefühl bei der Sache haben.

Wie schon im vorangegangenen Teil ausgeführt, liegt der wahre Gewinn im Einkauf und damit in der Beschaffung der Grundstücke. Ein Millionen-Gewinn! Und dieser ist absolut notwendig, um die Zuwendungen zu erwirtschaften, die die Geschenke an die Vereine notwendig machen. Nachfolgende Rechnung hat die Stadtplanung Bad Windsheim dem Investor und sich selbst zum Wohl der Fußballer und der Schützen auferlegt:

Für die Verlagerung des FSV-Platzes zahlt der Investor an den FSV einen Betrag von rund 800.000 Euro. Für den Umbau der Schießanlage und des Schützenheimes gehen 550.000 Euro vom Konto des Investors weg. Damit fliessen 1,35 Mio. Euro direkt vom Investor an die Vereine.

Weitere knapp 300.000 Euro muss der Investor einplanen, um Kosten an die Stadt zu regulieren, die sich durch die Verlagerung des FSV ergeben.

Mehr als 600.000 Euro sind fällig für Bau- und Verlegungsmaßnahmen, die an die Stadt zu entrichten sind und dann kommen noch einmal 150.000+ Euro dazu, die der Investor für einen neuen Festplatz beisteuern miss.

Die Stadt Bad Windsheim selbst hat sich auf anteilige zusätzliche Kosten durch zwei Kreisverkehre und die Parkplatz-Verlegung Westheimer Strasse, Festplatz, Freilandmuseum von ingesamt knapp 400.000 einzurichten.

Wir haben für uns beschlossen, zukünftig nur noch den aktuellen „Sportpark Schießwasen“ zu unterstützen. Den FSV besuchen wir nach wie vor gerne und auch den Schützen gönnen wir jedes neue Mitglied. Wir halten jedoch den Aufwand und die Investitionen in einem der Ortsgröße und der sportlichen Größenordnung der Vereine angemessenen Maß für ausreichend. Vereinsförderung in einem bezahlbaren Umfag, ja bitte - aber dann für alle Vereine in der Stadt und in seinen Ortsteilen und nicht nur für das zweifelhafte Prestigeobjekt zweier Freunde.