Montag, 29. Oktober 2007

Vorab und Exklusiv: Wagners Rausschmiss und die wahren Gründe

Bei der Nominierungsrede von Wolfgang Eckardt fiel eines auf:
Eckardt äußerte sich auffallend intensiv bezüglich seiner politischen Gegner, die er in vier Lagern sieht:
1. Liste W.I.R.
2. Liste BLOG
3. SPD
4. Günter Wagner

Sind die Gegner 1 bis 3 im Eckardt’schen Kosmos durchaus nachvollziehbare Gegner, so wundert man sich doch sehr, dass der Bürgermeister nach über einem Jahr noch immer die Personalie Wagner anführt. Man hat den Eindruck, er führe Wahlkampf gegen den ehemaligen Geschäftsführer der Franken-Therme. Dabei sollte er doch inzwischen wahrgenommen haben, dass seine Gegner Ledertheil (SPD), Hummel (CSU) und Redel (WIR) heißen.

Deshalb werden wir den Verdacht nicht los, dass Eckardt nicht ansatzweise in der Lage ist, zu verstehen, dass er allein sich in die Lage gebracht hat, die er heute beklagt. Er und nur er allein hat all das Gift ausgepackt und reichlich vergossen, das heute Bad Windsheim fast schon überschwemmt. Und bei jeder Tragödie braucht es den Guten (Eckardt) und den Bösen (Wagner). Dass ausgerechnet Wagner zur Symbolfigur taugt, irritiert doch sehr. Steht Wagner doch seit Monaten in Lohn und Brot und wird nur noch am Wochenende gesehen. Hat Eckardt vielleicht bemerkt, dass die Personalie Wagner doch eine ist, die nicht so schnell vergessen wurde, wie er sich das vorgestellt hatte?

Die Supernova am Medienhimmel, im Volksmund auch „das depperte Verkündungsblatt“ genannt, kündigt ja Details zur Entlassung von Günter Wagner an. Vermutlich ist hier aber die zweite Kündigung gemeint, die erste (gescheiterte) verdrängt Eckardt recht gerne. Jeder, der die Hintergründe der ersten Kündigung kannte, war sich sicher, dass es Eckardt wieder und wieder versuchen würde. Und wenn keine Gründe „schwarz auf weiß“ zu finden sind, dann muss man eben mit Dreck werfen. Aber immer alles der Reihe nach.

Es fügt sich ganz gut, dass wir in den vergangenen Tagen manche Information noch absichern konnten, die uns die Geschichte des ersten Kündigungsversuches Wagner jetzt noch einmal zusammenfassen lässt. Dies stellt nämlich den Hintergrund dar, auf den dann im zweiten Anlauf auf der Basis von Spitzelei, Mobbing und Verrat der zweite Akt folgte. Hier zunächst für den eiligen Leser ein Zeitraster:

Oktober 2004: Beginn der Doppelgeschäftsführertätigkeit:
- Wagner bleibt Geschäftsführer der KKT GmbH
- Wagner zusätzlich Geschäftsführer der Franken Therme GmbH, Bad Windsheim

Juli 2005:
- Ralf Emig wird Geschäftsführer der KKT GmbH
- Wagner (nach Übergangsphase) nur noch Geschäftsführer der Therme
- Einrichtung eines provisorischen Büros in der Baustelle aus Kostengründen (Weigerung, ein Büro in einem Hochhaus anzumieten)

Dezember 2005: prunkvolle Einweihung der Frankentherme

Mai 2006: KKT Bilanzentwurf 2004!!!! mit überraschendem Defizit, verursacht durch Aktivierung und Abschreibung von städtischen Investitionen (Trafostation, Konzertmuschel) und Aussicht auf negatives Ergebnis auch 2005 (u.a. Doppelbelastung zweier Geschäftsführer etc.)

Mai 2006: Stadtratsbeschluss mit Beratungen (z. T. unter Ausschluss der SPD-Fraktion) über Empfehlungsbeschluss an KKT und Therme, die beiden Geschäftsführer wegen Erfolglosigkeit zu entlassen und S. Heger als Interimsgeschäftsführer einzustellen.

29. Mai 2006: Aufsichtsratsitzung von Therme und KKT mit Tagesordnungspunkt: Entlassung mit sofortiger Freistellung beider Geschäftsführung; Antrag mehrheitlich abgelehnt, Heger wurde (noch) kein Geschäftsführer

Juli/August 2006: Entlassung Emig aufgrund von Beschwerden von Mitarbeitern über den Führungsstil und Einsetzen von Heger als Chef der KKT

Oktober 2006: Entlassung von Wagner und Einsetzen von Heger als Chef der Therme


Zum 1. Okt. 2004 wurde Wagner zum Geschäftsführer der Franken-Therme GmbH berufen und nahm zunächst bis zum Sommer 2005 beide Geschäftsführungen (KKT und Therme wahr). Beleuchtet man die Umstände des Geschehens, fallen bereits einige Dinge auf, die die dann folgenden Geschehnisse in ein neues Licht setzen. Interessanterweise versuchte Eckardt, die in Wagners KKT-Tätigkeit erworbene Kündigungsfrist von einem halben Jahr komplett zu eliminieren. Letztendlich ist dies aber nur teilweise gelungen und es ist bei vier Monaten Kündigungsfrist geblieben. Allein dieser Punkt lässt aber die Frage stellen: Was hatte Eckardt zu diesem Zeitpunkt bereits vor? War die Berufung Wagners zum Geschäftsführer der geplante Schleudersitz für eine Person, deren Rausschmiss man im Kreise einiger führenden Akteure der Kommunalpolitik bereits bei der Berufung ins Kalkül gezogen hatte? Hatte man Wagner bereits als “Prügelknabe” definiert, für den Fall, dass die Therme, wie von nicht wenigen in politischen Kreisen in der Stadt und im Landkreis vermutet, doch nicht so laufen sollte, wie erhofft? Hat man sich dann etwa einfach etwas Neues einfallen lassen müssen, um den bösen Sozi los zu werden, als die Zahlen doch für Erfolg sprachen? Die Veröffentlichungen in der WZ der letzten 1,5 Jahre lassen keinen anderen Schluss zu, als dass die Therme der Erfolg schlechthin sei.

Wir wollen mal die Geschehnisse - soweit sie für uns nachvollziehbar sind - skizzieren. Wagner hat im Juli 2005 die KKT verlassen und dann in einem provisorischen Büro auf der Baustelle der Therme gehaust. Vor dort aus wurde die Eröffnung der Therme geplant, der Gutschein- und Kartenvorverkauf durchgeführt und vor allen Dingen einfach aber wirkungsvoll Hunderte von Baustellenführungen durchgeführt. Wie am Rande zu hören war, ist Wagner mit dieser Maßnahme nicht dem Vorschlag einiger Stadtväter gefolgt, ein Thermenbüro in nahe gelegenen Hochhaus (ein Schelm wer dabei böses denkt…) an der Erkenbrechtallee zu beziehen, um nahe am Geschehen zu sein und um die damit anfallende Miete zu sparen. Am 17. Dezember dann die Eröffnung der Franken-Therme und ein Start mit Besucherzahlen, die unter Berufung auf die veröffentlichen Zahlen jenseits aller Wunschvorstellungen waren.

Die Therme gab somit wenig Anlass, dem Geschäftsführer ans Bein zu pinkeln – so überlegte man ganz offenkundig, wie man die Nuss knacken könne und wandte sich der KKT zu, deren Geschäftführer Wagner ja mehr als 10 Jahre war.

Es dauerte bis ins Frühjahr 2005, bis endlich die Bilanz der KKT für das Jahr 2004 endlich fertig gestellt war, die mit einem Minus von rund 60000,– € abgeschlossen wurde. Scheinbar, zumindest ist uns dies zu Ohren gekommen,, hatte Wagner sich bereits gewundert, warum dies so lange dauern musste, und es stellte sich heraus, dass in diese Bilanz die Trafostation am Festplatz plötzlich einbezogen worden war. Wagner hat diese Bilanz von der KKT nie ausgehändigt bekommen und auch nicht unterschrieben. Er wurde lediglich zu einer Aufsichtsratssitzung der KKT am 02. Mai beordert um zu den Zahlen Stellung zu nehmen. Dabei stellte sich heraus, dass neben der Trafostation auch die Abschreibungen der Konzertmuschel im Kurpark (eigentlich aus Spendengelder an die Stadt bezahlt!), der Personalmehraufwand durch die 6 monatige Gehaltsfortzahlung einen erkrankten von der Stadt ausgeliehenen Mitarbeiters, die Stellenanzeigen für den neuen Geschäftsführer und auch einige uneinbringbare Forderungen ausschlaggebend gewesen waren.

Dass die KKT trotz eines nominell unveränderten, preisbereinigt aber gesunkenen, städtischen Zuschuss kaum mehr in der Lage sein konnte, immer neue Aufgaben (u.a. Heilbadexpress, Sommernachtstraum im Kurpark, Bau des Konzertpavillons im Kurpark u.s.w. u.s.w.) auszuführen, hat niemanden interessiert. Wie dem auch sei, Emig hatte zu diesem Zeitpunkt für 2005 bereits wieder ein Defizit von knapp 45000,– € für die KKT prognostiziert. Er war reif zum Abschuß – und Wagner gleich mit.

Am 18. Mai fand dann die legendäre und turbulente Stadtratssitzung statt, in der der Stadtrat beschloss, die beiden Geschäftsführer zu kündigen. Die Einladung zur Aufsichtsratsitzung mit dem Tagesordnungspunkt „Entlassung“ ging schriftlich - so zumindest wurde uns die Episode zweimal ziemlich gleich erzählt - am 19. Mai Wagner gegen Mittag durch einen städtischen Amtsboten zu.

Wagner war jedoch schon kurze Zeit vorher informiert , weil sein Sohn weinend aus dem Gymnasium nach Hause gekommen war, wo er von größeren Schülern mit den Worten auf die Schippe genommen worden war, “nun haben sie deinen Alten, den roten Socken endlich rausgeschmissen.” Anberaumt wurde also für den 29. Mai eine Aufsichtsratsitzung der Therme und übrigens auch der KKT um dort die beiden Geschäftsführer endgültig zu beseitigen. Was jetzt zu schildern ist, haben wir so reduziert, dass nur das aufgenommen wurde, was wir doppelt und unabhängig in Erfahrung bringen konnten:

Am Montagnachmittag, also drei Tage später, kam Eckardt in die Franken-Therme, wo er dem verblüfften Geschäftsführer mitteilte, dass er das, was da passiere, doch bedauere, dass er es schlimm finde, dass Wagner sozusagen auf dem Herd Emig mitgegrillt würde, dass Wagner ja verstehen müsse, dass er als praktizierender Sozi auf der Abschussliste stehen müsse und dass er am nächsten Tag Wagner einen Fragebogen zum Geschäftsverlauf der Therme zukommen lassen werde, der von Wagner in der anberaumten Aufsichtsratsitzung am 29. Mai zu beantworten sei.

Dieser umfangreiche Fragebogen ging dann - auch dies haben wir auf kuriosem Weg erfahren - am Samstagnachmittag handschriftlich per Fax aus Frankreich ein, wohin sich Eckardt auf Dienstreise begeben hatte. Es blieben dann Wagner übers Wochenende mal rund 50 Stunden Zeit, um diesen Fragebogen für diese Alles- oder nichts-Sitzung zu bearbeiten Eine mutwillige Zeitverkürzung? Wenn man sich überlegt, dass der Bürgermeister den Fragebogen am Montag für den nächsten Tag ankündigt, diesen dann aber am Samstag faxt, kommen einem schon Zweifel.

Wir haben davon gehört, dass am Sonntag, nachdem Eckardt aus Frankreich zurückgekehrt war, mit den Aufsichtsräten der Franken-Therme (ohne Schreibelmayer und Dingfelder) eine Besprechung im Kommunbrauhaus stattgefunden haben soll. Dort soll sich bereits herauskristallisiert haben, dass Eckardt Schwierigkeiten haben werde, Wagner rauszuwerfen. Wir konnten nicht sicher ermitteln, ob bei diesem Termin Eckardts Anwalt anwesend war, aber es hatte sich gezeigt, dass sich Landrat Schneider, der genau an diesem Frankreich-Wochenende wieder als FWG-Landratskandidat hervortrat, für Wagner ausgesprochen hatte.

Allen Plänen zum Trotz scheiterte im Aufsichtsrat der Versuch, Wagner zu entlassen. Die Weigerung eines FWG-Aufsichtsrats sei hier nur noch einmal kurz in Erinnerung zu rufen. Dieser wurde dann ganz schnell gegen einen genesenen FWG-Kollegen getauscht.
Bekannt sind auch Auszeiten mit Anwaltsbesprechungen, von denen die SPD-Mitglieder des Aufsichtsrates ausgeschlossen worden sind, obwohl dies doch der Anwalt der Franken-Therme-GmbH war. Jedenfalls war der Rausschmiss gescheitert.
Es war aber auch jedem klar, dass dies nicht der letzte Versuch sein würde.

Am Rande sei noch erwähnt, dass man die KKT-Aufsichtsratsitzung mit der geplanten Entlassung von Emig gleich wieder abgeblasen hat.
Man muss sich schon fragen, wie hier vorgegangen wird: einerseits hat man angeblich Gründe, zwei Geschäftsführer zu entlassen. Dann stellt man fest, den einen wird man nicht los und dann lässt man den anderen in Ruhe. Spätestens hier muss jedem klar werden, dass die Aufsichtsräte rein politische Betätigungsfelder sind, die mit der Wahrnehmung von Firmeninteressen ganz offenkundig nichts zu tun haben.

Nachdem die Therme gut lief, die KKT-Finanzen den beiden Geschäftsführern nicht wirklich anzurechnen war, musste ein neuer Weg gefunden werden, um den Kronprinzen Heger mit einem Doppeljob zu versorgen. Denn dann hat sich der Wagner auch noch geweigert, der KKT (dort regiert jetzt Heger) 5stellige Summen zu überweisen, die die KKT an die Therme berechnen wollte, weil Wagner & Co. auch für die Therme gearbeitet hatten, als es noch keine Therme im operativen Sinne gab.
Und erst nicht ins Hochhaus ziehen und dann noch dem Zahlengroßmeister Heger eine Zahlung verweigern: Das geht nun wirklich nicht.....

Wenn messbare Zahlen und Fakten nicht reichen, dann eben auf eine andere Weise: Die Geschäftsführer sind persönlich untragbar.

Also auf ein Neues. Und was man sich da so alles ausgedacht hat, das erinnert mit Denunziation, anonymen Briefen (man stelle sich nur die Empörung vor, wäre im Blog etwas anonym geschrieben worden!!!) und Unterstellungen schon an eine andere Epoche der Deutschen Geschichte.

Und wie man hier vorgegangen ist, das lesen Sie bald in der Supernova am Medienhimmel.