Freitag, 30. November 2007

Hummel Kandidat einer zerrissenen CSU - Gerhäusers Schatten unübersehbar

So manch einer, der sich am Mittwoch Abend auf den Weg zur CSU-Nominierungsveranstaltung gemacht hat, dürfte wohl schon im Vorfeld das Gefühl gehabt haben, daß diese einen munteren und spannenden Verlauf nehmen könnte. Wer immer das nicht ins Kalkül gezogen hatte, musste dann mittendrin erkennen, daß er oder sie wohl glatt rechts überholt wurde.

Im Mittelpunkt stand die Nominierung von Dieter Hummel zum Kandidaten der CSU für die Wahl ins Bürgermeister-Amt und die Nominierung der mit ihm in den Wahlkampf ziehenden Kandidaten für den Stadtrat. Die Frage des Abends lautete: Würde Dieter Hummel mit der vollen Unterstützung seiner Partei rechnen können und möglichst einstimmig auf den Schild gehoben werden, was nach den Vorkommnissen der letzten Monate dringendst nötig gewesen wäre?! Würden Gerhard Gerhäuser und Rainer Volkert, die auch 2008 lieber den jetzigen Amtsinhaber Wolfgang Eckardt (FWG) unterstützt hätten, auf eine Liste hinter Hummel gehen oder nach den Querelen und Putschversuchen von der CSU auf die Hinterbänke geschickt werden?

Nach einer passablen Vorstellungsrede Hummels glaubte ein wie bestellt klingender Diskussionsredner, fehlende Visionen festgestellt zu haben. In einer kurzen Erwiderung definierte Hummel die Überwindung der durch Eckardt verursachten Spaltung der Bürgerschaft als seine wichtigste Aufgabe. Es müsse wieder Ruhe einkehren in der Stadt, das Klima der Angst müsse verschwinden.

Ein deutlicher Schwerpunkt in seinem Programm war auch die eindeutige Ablehnung einer Strassenausbaubeitragssatzung

Nun, Dieter Hummel hat seine Hausaufgaben offensichtlich nicht gemacht und wurde mit nur 41 Stimmen nominiert. 9 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen sprechen eine deutliche Sprache. Einige CSU-Mitglieder wollten offenbar dem Bad Windsheimer Metallbaumeister Prügel zwischen die Beine werfen. Vielleicht wäre auch ein anderer Wahlausgang möglich gewesen, wenn eine Wahlkabine vorhanden und auch benützt worden wäre. Sicher muss eine solche Nominierung nicht einstimmig erfolgen und es handelt sich ja letztlich nicht um eine hauchdünne Mehrheit. Gerade aber die Signalwirkung dieses Ergebnisses als Auftakt in den Kommunalwahlkampf dürfte jedoch nicht zu unterschätzen sein: Die CSU geht als zerrissene Partei in das Jahr 2008.

Der CSU- Ortsvorsitzende und neue Spitzenkandidat hat es nicht geschafft, die beiden Putschisten auf Distanz zu halten. Nach Drohungen von Gerhard Gerhäuser, im Falle seiner Nicht-Nominierung auf der CSU-Liste mit einer eigenen Liste zur Stadtratswahl antreten zu wollen, konnte er sich parteiintern gegen seine maulenden Kritiker durchsetzen und belegt nun vor seinem innigsten Verbündeten Rainer Volkert den 3.Platz auf der Liste der CSU.

Ganz offensichtlich ist Dieter Hummel also noch nicht der neue starke Mann in der Bad Windsheimer CSU, während sich Gerhard Gerhäuser auf seine jahrelang aufgebauten politischen Seilschaften stützt, aus der er die Kraft schöpft, trotz zahlreicher politischer Niederschläge und ungerührt von seinen eigenen Skandalen weiterhin mit Hochmut in den Wahlkampf 2008 zu ziehen. So wird am 21.12.07 per Verhandlung entschieden, ob Gerhäuser weiter sein Amt als 2.Bürgermeister der Stadt ausüben darf. Dies war sogar der Nürnberger Abendzeitung einen Artikel wert, der in ganz Franken herumgereicht wird.

Sollte die Bad Windsheimer CSU also dem Spitzen-Amigo nach dessen Sturz aus der Kreis- und Bezirks-CSU - neben seinem Platz im Kirchenvorstand - die Ruhebank für die letzten Jahre seines Funktionärsdaseins gewähren wollen? Arme CSU und armer Dieter Hummel! In diesem Fall dürfte sich "GG" wohl als graue Eminenz und permanenter Störsender im konservativen Lager einrichten. Dem ebenfalls von den Realitäten ungerührten Bürgermeister Eckardt jedenfalls kann es recht sein. Warum soll er sich demnächst im Kommunalwahlkampf mit Dieter Hummel herumschlagen, wenn dies doch schon Hummel's politische Freunde auf den Spitzen-Listenplätzen erledigen werden?

Schlimmer noch, hält Gerhäusers Präsenz doch auch einige gute, bekannte und konservativ orientierte Bürger von der CSU-Liste fern. War es schon schwer genug, die Liste mit Namen zu füllen (nur am Rande wollen wir erwähnen, daß ein Kandidat sogar während der Veranstaltung noch absprang), so ist nun damit zu rechnen, daß die anderen beiden Herausforderer Ralf Ledertheil (SPD/UB) und Albert Regel (WiR) noch mit dem einen oder anderen interessanten Namen auf ihrer Liste rechnen könnten.

Da half es Dieter Hummel auch nicht, daß Helga Strauss am Schluß der Veranstaltung den Mut hatte, Tacheles zu reden und Gerhäusers Sünden aufzählte. Für eine klare Linie und klare Mehrheiten zu sorgen, wäre im Vorfeld sicher möglich gewesen, auch gegen größere Widerstände. Persönlich mag sich Dieter Hummel noch stärker profilieren können, aber die Liste wird ihr Gesicht bis zum 2.März nicht verändern. Wir haben den Eindruck, die CSU hat im Wahlkampf 2008 noch eine dicke Bremse drin. Die politischen Gegner wird es freuen.

Ein glaubwürdiger Kandidat Hummel macht nur Sinn, wenn mit dem vorherrschenden Amigosystem radikal gebrochen worden wäre. Diese Gelegenheit wurde versäumt, Dieter Hummel darf mit seinen Partei-Putsch-Freunden in den Wahlkampf ziehen.

Wenn Hans Herold Pech hat und ihm einige Stimmen zur Landratswahl fehlen, wird er es seinen Bad Windsheimer Parteifreunden zu verdanken haben.