Donnerstag, 20. Dezember 2007

Bad Külsheim.... Wellness und Gesundheit, Auge in Auge mit der Schwerindustrie!

Seit Wochen erreichen uns regelmäßig Zuschriften von Bad Windsheimer Bürgern aus den Bereichen Külsheim, Thermen- und Kurgebiet und Krankenhaus-Areal. Meistens geht es darin um Dinge, die den Anliegern der genannten Gebiete ziemlich stinken.

Damit wären wir schon beim Thema. Denn: Es riecht! Nicht immer, aber immer häufiger. Fast immer und das dazu noch recht lang anhaltend und störend. Bereits auf der Durchfahrt von Külsheim zieht es den Autofahrern durch die mehr oder minder empfindlichen Nasen. Es erinnert ein wenig an die smogbeladenen Tage bei der Autobahn-Durchfahrt durch die Industriezonen des Ruhrgebietes. Auch das wenig rühmliche Bitterfeld aus den Zeiten kurz nach der Wende schiesst einigen in den Kopf, die damals die Region besuchen durften oder mussten.

Die Anwohner haben das Pech, daß sie eben nicht eben mal durchfahren, sondern diesen Gestank fast täglich geniessen dürfen. Gute Bad Windsheimer Luft verbunden mit dem Duft von erfolgreicher Schwerindustrie: Verschmorte Platinen oder anderer Elektronik-Schrott, ein wenig faulig und bei allem Emissionsschutz unterschwellig subjektiv giftig, so wabert es zu allen möglichen Zeiten durch den sonst so frischen Windsheimer Wind, von dem die Stadt üblicherweise mehr als genug aufweisen kann.

Seit 20 Jahren besteht dieses Anwohner-Ärgernis. Die Versuche, die Beeinträchtigung der Mitbürger zu lindern waren bislang in ihrer Wirkung eher kosmetischer Natur. Es hagelt seit langen Zeiten kontinuierlich an Beschwerden von Kurgästen, Krankenhauspersonal, Thermenbesuchern (tolle Sache, im Salzsee Gießereiabgase zu schnüffeln!) und nicht zuletzt von entnervten Külsheimer Bürgern, die nun bald auch dem Kurgebiet angehören sollen (und von diesem Umstand mehrheitlich aus der Tageszeitung erfuhren). Klar, Bad Windsheim ist kein Luftkurort. Aber ein Kurort. Und der sollte es zumindest seinen Bürgern und Besuchern ermöglichen, ein weitgehend beschwerdefreies, normales Leben zu ermöglichen. Weit gefehlt!

Schäden sogar am Autolack, Fensterbrettern etc. werden mit so lächerlichen Argumenten abgetan, es komme angeblich vom Abrieb der Eisenbahngeleise! Das Drehbuch folgt einem immer gleichen Ritual: Bürger beschweren sich, schreiben hin und wieder verzweifelte Leserbriefe. Es folgen große Zeitungsberichte, in denen die Firma Heunisch (ups, da ist uns doch der Name entglitten) lang und breit und in aller Ausführlichkeit beteuert, wie viel sie schon getan hätte (Filteranlagen usw.), um die Belastung der Anwohner zu mindern. Doch meist gipfelt dies in Argumenten wie z.B. "Es ist gesundheitlich völlig unbedenklich" oder "da haben sich wohl einige getäuscht und es mit Kompostgerüchen verwechselt".

Die Krone setzte eine Aktion vom Bürgermeister Eckardt auf: Er rief persönlich eine "renitente" Anwohnerin an, um ihr die Frage zu stellen, ob sie da nicht etwas mit "ländlichen Gerüchen" verwechsle?

Für wie dumm halten uns diese Leute? Als Landbewohner ist man tagtäglich mit Güllegerüchen oder dem Kompost- bzw. Misthaufen des Nachbarn konfrontiert und weiß ganz genau, wie das riecht! Es ist ein Hohn, wenn man in einer Kurstadt im Auto die Umluftschaltung einschalten muss, weil man sonst Angst hat, gesundheitsschädliche Emissionen zu inhalieren.

Die Interessenslage ist doch völlig klar: Da ist auf der einen Seite ein großer Industriebetrieb mit gewissen Investoren, mit einer Menge von Arbeitsplätzen und einem gewissen Steueraufkommen (?) - auf der anderen Seite "lästige" lokale Quertreiber, die nicht einsehen wollen, das man das bisschen Abgas doch gefälligst tolerieren soll, da es doch dem "Gemeinwohl" der Stadt dient. Das ganze erinnert stark an die "Farm der Tiere" wo es heißt, alle Tiere sind gleich und daneben (gleich durchgestrichen) manche sind eben "gleicher".

Es ist doch ein Witz, wenn auf der einen Seite Solaranlagen in der Altstadt verboten werden und gleichzeitig eine Schwerindustrieanlage die Luft einer Kurstadt(!!) verpesten darf - mit dem Segen der Stadtoberen.

So fragen wir uns:

Welche Interessen werden hier geschützt? Welche Verpflichtungen bestehen in diesem Zusammenhang?

Wieso finden keine unangemeldeten Emissionsschutz-Kontrollen statt, sondern nur solche mit langfristiger Voranmeldung ?

Wieso ist der Bürgermeister persönlich so engagiert und ruft Leute an, um kritische Bürger-Nachfragen im Keim zu ersticken?

Fragen über Fragen! Die Külsheimer aber werden in der Zwischenzeit weiter veräppelt, hingehalten getäuscht... und müssen den Dreck einatmen. Wohl bekomm’s!

Man muss sich echt wundern, mit welcher Engelsgeduld unsere Bad Külsheimer Mitbürger diese Zustände bisher hingenommen haben!