Donnerstag, 6. Dezember 2007

Stromwechsel – Ist die Flucht vor 25 % überhöhten Preisen unpatriotisch oder Notwehr?

In den letzten Tagen erreichen uns unzählige Anfragen bezüglich unseres Artikels vom 21.11.2007 mit dem Titel „Energiepreise der Stadtwerke Bad Windsheim – So viel Teuer muss nicht sein“.

Viele von unseren Lesern wollten wissen, wo man auf einfache Weise billigeren Strom erhält. Andere monierten, dass ein regionaler, gar ortsansässiger, Anbieter auch seine Vorteile hätte. Kundennähe statt Callcenter.

Wie so oft gibt es nicht nur schwarz oder weiß.

Doch eine Frage muss man sich stellen: wollen wir unnötig viel Geld für Energie ausgeben? Wollen wir Stadtwerke unterstützen, deren oberste Dienstherren (Stadträte) erneuerbare Energien wie Photovoltaikanlagen in der Altstadt allen Ernstes verbieten lassen? Ist uns der „patriotische“ Gedanke so viel Wert, dass wir es zulassen, dass mit dem uns zu viel abgenommenen Geld Investitionen in Abschreibungsfirmen erfolgen (€ 50.000 in die Gemeinsam zum Erfolg Entwicklungsgesellschaft)? Überspitzt formuliert: wollen wir mit unserem täglichen Licht einen Hochseilgarten oder gar einen Stellplatz für Luxuswohnmobile subventionieren?

Wenn Sie die Fragen mit „Ja“ beantworten, dann brauchen Sie nicht weiterzulesen.Diejenigen unter uns, die nicht nur nichts zu verschenken haben, sondern auch ein ökologisches Gewissen haben, die sollten weiterleiten.

Wie so oft haben die Götter den Schweiß…Natürlich „surrt“ der günstigere Strom nicht einfach so durch unsere Leitung. Ein paar Klicks im Internet sind nötig – und das war es dann auch schon. (natürlich könnten Sie auch ein Gutachten in Auftrag geben, wie es die öffentliche Hand machen würde….)Unseren Tarifrechner auf unserer Startseite kennen wir ja bereits. Wir brauchen nur den Jahresverbrauch als Meßlatte. Einfach die letzte Jahresabrechnung zur Hand nehmen. Und ab zum Tarifrechner.

Der wirft nach wenigen Sekunden diverse Anbieter aus.

Wir haben mal mit 3.600 kw/h als Basis recherchiert. Hier unser Ergebnis (wie heißt es beim Lotto-Jackpot immer so schön: natürlich ohne Gewähr, Stand 11/2007):

Anbieter:TelDaFax Energy 200J1
3600 kwh Gesamt 564,40 €
Vorauskasse + 200 € Kaution - Preisgarantie 12 Monate –

Anbieter: stromistbillig.de - Ökostrom
3600 kwh Gesamt 600,00 €
Strompaket - Vorauskasse - Preisgarantie 12 Monate - Stadtwerke Pforzheim

Anbieter: 1-2-3energie Privat 360
3600 kwh Gesamt 643,31 €
Vorauskasse - Preisgarantie 12 Monate - Pfalzwerke AG

Anbieter : Stadtwerke Bad Windsheim Franken-Privat
3600 kwh Gesamt 747,24 €
monatlicher Abschlag - keine Preisgarantie

Möglichkeit zum Sparen: 182,84 € - selbst bei Ökostrom noch 147,24 €

Mit ökologischem Gewissen fast € 150,00 im Jahr gespart – und das mit Preisgarantie. Das sind gerundete 20 %! Und wer den TelDaFax Tarif mit Preisgarantie ohne Ökostrom wählt, spart gar fast 24,5 %.

Was Sie mit diesem Geld machen, ist uns Bloggern egal.
Wer fast ¼ zuviel für seinen Strom zahlen möchte, kann gerne bei den Stadtwerken bleiben.

Ehe Sie jetzt gleich wechseln, noch ein paar gut gemeinte Tipps:
Vertragslaufzeit: je kürzer, desto besser
Zwölf Monate ist sie bei den exemplarischen Tarifen. Länger sollte sie derzeit auch auf gar keinen Fall sein. Kein Experte kann seriös sagen, wie sich der Strommarkt entwickelt. Verbraucher sollten möglichst flexibel bleiben.

Kündigungsfrist:
Der jetzt günstige Tarif kann in 2 Jahren teuer sein. Dumm, wenn dann eine Kündigungsfrist von 6 Monaten oder mehr einem neuen Wechsel im Weg steht. Darum gilt: höchstens drei Monate Kündigungszeit.

Preisgarantie:
Wer wechselt, will Sicherheit. Daher auf eine der Vertragslaufzeit entsprechende Preisgarantie achten.

Vorauskasse:
Wer mit den Stadtwerken keinen Ärger hatte, bekommt den Strom ohne Vorauskasse geliefert (sog. Vorinkassozähler). Wenn Sie Ihrem neuen Stromanbieter also eine Vorauszahlung in Höhe eines Jahresverbrauchs leisten, so wäre eine Sicherheit ganz nett. Einen „Sicherungsschein“ wie bei unserer Pauschalreise auf die Balearen gibt es (noch) nicht. Aber Anbieter mit günstigen Preisen, die z.B. „Töchter“ von anderen Stadtwerken sind, dürften kein großes Insolvenzrisiko haben.

Ökostrom:
In einer Stadt, in der es, Leserbriefen zufolge, stinkt, in der Photovoltaik von Stadtratsfraktionen verbannt wird, kurz gesagt: in einer Stadt mit ökologischem Nachholbedarf wäre Ökostrom ein gutes Zeichen gegen diese ignorante Politik.

Und damit sind wir schon beim Kompromiss: wechseln Sie unpatriotisch (aus Sicht der Stadtwerke), aber ökopatriotisch von den teuren Stadtwerken zu einem Ökostromanbieter.So sparen Sie Geld und die Stadtwerke können weniger von dem Ihnen „abgenommenen“ Geld in fragwürdige Projekte pumpen. Und eine neuerliche Strompreiserhöhung der Stadtwerke, die ja keine Preisgarantie abgeben, möchten wir eh nicht ausschließen. Denn nach der Wahl, na – ihr wisst schon.

Und Umweltschutz, das wissen nicht nur BMW-7er-Faher, ist patriotisch und noch dazu politisch korrekt da neutral.

PS: Wenn die Stadtwerke die Strompreise doch nicht erhöhen, weil die Gelder nicht in artfremde Projekte investiert werden, dann können wir alle gewinnen.