Dienstag, 5. Juni 2007

Rechtsradikale sprengen Illesheimer Landjugendgruppe

Da wir uns als Plattform für die Geschehnisse rund um Bad Windsheim verstehen, können wir natürlich nicht an den Schlagzeilen und Ereignissen der vergangenen Tage vorbei gehen. Leider haben es Bad Windsheim und der Landkreis mit unrühmlichen Meldungen über Aktionen von Rechtsradikalen in den letzten Tagen auf die Titelblätter von etlichen deutschen Zeitungen gebracht.

Als brandaktuelles Beispiel vermelden wir als erstes Medium die Schließung der Illesheimer Landjugendgruppe. Der Bezirksverband der Bayerischen Jungbauernschaft hatte von rechtsradikalen Tendenzen der Illesheimer Gruppe Kenntnis erhalten, dieser daraufhin die Namensrechte entzogen und die Schließung der Gruppe verlangt.

Hier hatten ein paar wenige Mitglieder rechtsradikales Gedankengut verbreitet und die Gruppe dann dominiert. Die große Mehrheit hatte nicht den Mut, dem entgegen zu treten.

Der Kreisjugendring veranlasste darauf in einer Krisensitzung des Bezirksverbandes der BJB am Sonntagabend die Schließung der Gruppe. Das Landjugendheim wird der Jugend nicht mehr zur Verfügung stehen, so lange nicht eine Neugründung oder Umgruppierung stattfindet. Bürgermeister Förster bedauerte dies insbesondere auch deswegen, weil er früher selbst während seiner Amtszeit Initiativen entwickelte, auf die hin z.B. die BJB-Gruppen Urfersheim und Westheim gegründet wurden. Die aktuelle Situation lasse ihm aber keine andere Wahl, da man solche Tendenzen nach seiner eigenen Überzeugung bereits im Keim ersticken müsse.

Wir finden, man muss sich wirklich sorgen, wenn dieser Landkreis nur noch wahrgenommen wird als Tummelplatz von Neonazis, die z.B. Grabsteine jüdischer Friedhöfe zerstören. Oder ist es eine touristische Attraktion, als Aufmarschgebiet von NPD-Kadern (Gründung einer Ortsgruppe in Neustadt) zu gelten? Vom Aktionsfeld von korrupten bzw. vorbestraften Politikern ganz zu schweigen. In Ausländerkreisen wird von unserem Landkreis bereits als "No-Go-Area" gesprochen.

Das Empörende dabei ist die zunehmende Dreistigkeit, mit der sich diese Rechtsradikalen in der Öffentlichkeit präsentieren. Das beginnt beim offenen Hissen der Reichskriegsflagge (so geschehen bzw. gesehen in einem kleinen Dorf bei Ipsheim) und im Einschüchtern von Bürgerinitiativen mitten in deren Veranstaltungen. Diese Methode ist original von den SA-Horden abgekupfert, die damals die Menschen einschüchterten, die den Mut zu einer eigenen Meinung hatten und dies auch öffentlich vertraten.

Während die lokalen Medien und die mittelfränkische Polizei die Aktivitäten eher herunterspielen, sprechen unabhängige Betrachter von Außen viel deutlicher bereits von einer „Strategie der Verharmlosung“ des Problems.

Siehe z.B. der aktuelle Artikel in der Süddeutschen Zeitung SZ, http://www.sueddeutsche.de/bayern/artikel/803/116687/2/ mit dem Titel „Das Braune Netz“. Schon die Überschrift suggeriert, daß man den Windsheimern und seinem Umland traditionell kein besonders beherztes Vorgehen gegen Schläger, Parolenschreier und Vandalen zutraut. Aus dem Originaltext der SZ zitiert heißt es wörtlich: „…. gelte der Kreis Windsheim in der NS-Forschung als die "am schwersten durch den Nationalsozialismus kontaminierte Region Deutschlands" und weiter „dass sich das rechte Gedankengut hier in manchen Familien über Generationen hinweg tradiert habe.“

Im Widerspruch dazu behaupten wir, daß die überwältigende Mehrheit der Menschen im Kreis rechte Ideen und ausländerfeindliche Parolen kategorisch ablehnt. Jedoch wird heutzutage gerade in den Medien nur wahrgenommen, was man von Außen wahrnehmen möchte. Und das ist eben häufig das, was sich am Lautesten bemerkbar macht. Hirnlose Schläger machen eben bessere Schlagzeilen als Normalbürger.

Um so wichtiger ist es, dass sich die Stadt in dieser Frage auch über ihre Offiziellen bemerkbar macht, ihre Mitbürger über die Medien zu Wachsamkeit und Zivilcourage ermuntert und erklärt, wie sie diese Störenfriede neutralisieren will.

Also Kopf in den Sand stecken und einfach wegschauen?

Ein Grund für das Sympathisieren vieler Jugendlicher ist sicher das kulturelle verarmte Angebot. Kultur bedeutet hier allenfalls Tanzveranstaltungen oder höchstens mal das (sonst geschätzte) Weimersheimer Weinfest. Daß darüber hinaus nicht viel geboten wird, ermöglicht den politischen Brandstiftern dann genau diese Lücken, in die sie dann stoßen.

Auch die moralische Verkommenheit vieler Politiker (siehe neues Blogthema Stefan Eckardt, die vielen „Ungereimtheiten“ des Bürgermeister Wolfgang Eckardt und die Vorstrafe des 2. Bürgermeisters Gerhard Gerhäusers), denen es offensichtlich auch um ihren persönlichen Nutzen und um reine Machterhaltung geht, sind sicherlich ein Grund dafür, daß viele junge Leute ihren eigenen Weg gehen, auch wenn dieser manchmal ein Irrweg ist.

Wir sind gespannt auf Euere Kommentare!

Verändert am 08.Juni 2007 nach Informationen des Herrn Bgm. Förster. Vielen Dank!

Ergänzt am 21.Juli 2007: Ausführliche Stellungnahme von Herrn Martin Eberlein, Bezirksvorsitzender BJB Mitelfranken e.V., als Kommentar