Dienstag, 20. Februar 2007

Die Schnipselsammlung - Windsheim Helau!

Er und Sie kommen von der Prunksitzung am 10.Februar nach Hause. Er ist verärgert und beleidigt, weil ihn der Windshemia- Chor so niedergemacht hat: Übers Schießwasenprojekt gelästert, über den Heilbadexpress auch, was sich die erlauben! Und der Rudi hat nochmals detailliert geschildert, wie er damals aus der Bütt rausgschtotzt ist, und das vor so vielen Gästen..... Ab sofort fährt der keinen Betriebsausflug mehr für die Stadtwerke. Wenn das sowas wie Volkes Stimme war, könnte die Schießwasensache ja tatsächlich noch in einem Fiasko enden.

Er geht zum Kleiderschrank und zieht seine Uniform an, steht vor dem Spiegel stramm, und von sich selbst begeistert murmelt er: Herrschaftszeiten, was bin ich doch für ein schneidiger Soldat! Eigentlich müsst ich ja längst General sein, aber diese Pfeifen haben meine Fähigkeiten immer noch nicht erkannt. Er holt sich eine Flasche Wein, setzt sich an seinen Schreibtisch, holt seinen Leitz-Ordner mit den für ihn interessantesten WZ-Meldungen und Spickzetteln für die Ideen-Blitze aus der Schublade und blättert sinnierend in den Seiten:

„1996 Ich hab gewonnen! Dem Manfred und dem Günter hab ich's gezeigt! Ich bin der Größte!

„Silvester 1999 - Heute weihen wir das Kongreßzentrum ein. Ich bin so stolz.
Die Windsheimer bauen mir ein Denkmal. Nicht nur so einen lumpigen Kurparksteg wie meinem Vorgänger“

„2002: Ich hab schon wieder gewonnen, über 80% für mich, und der Rest für niemand. Super!“

„2004 Ich baue meine Therme. Wird schon keiner merken, daß es wie die Kopie von der Franken Therme Bad Königshofen aussieht. Na ja, mit einem Salzsee lösen wir das Copyright-Problem. Und wenn ich nochmals selbst mit der Wünschelrute nach Wasser suche. Notfalls baut mir einer meiner Land-Freunde ein Kraftwerk und dann machen wir damit das Wasser warm“

„Dezember 2005 - Heute ist mein richtig großer Tag: Ich gehe Baden in meiner eigenen Therme. Wenn nur die Mädels im Badeanzug nicht immer auf dem Foto besser aussehen würden, als ich.“

„März 2006 - Meine Therme läuft gut an, ich freue mich so sehr, nur mit dem Günter loswerden wird’s jetzt schwieriger.

„Mai 2006 Der Frischeisen geht mir auf die Nerven, dauernd schreibt der Leserbriefe, die keiner versteht. Ich verstehe den auch nicht. Was will der denn von mir, der und sein Supermarkt?“

„Auch Mai 2006: Morgen wird ein großer Tag, wir schmeißen den Günter und den Ralf raus. Der Ralf kann zwar nix dafür, aber der Günter ist mir schon lange im Weg.“

„Immer noch Mai 2006: Heut hab ich dem W. einen Traumjob als Hackschnitzelwart verschafft. Eigentlich war der Job ja für W. und H. gedacht, aber die stärkeren Ellenbogen haben sich durchgesetzt! Clever, der Junge, scheint von mir gelernt zu haben. Dem anderen wollte ich ja auch noch ein Austragsstübchen verschaffen, mal sehen, da ergibt sich sicher noch etwas im Bauhof.“

„Blöder Mai 2006 So ein Mist, mein Plan ist nicht aufgegangen. Na wartet nur, mir widerspricht man nicht. Na ja, dann war's halt erst mal ein Schuss vor den Bug.“

„Wann wohl: Natürlich Mai 2006: Der W. hat (fast) freiwillig auf seinen Sitz im Aufsichtsrat verzichtet. Hätt' gar nicht gedacht, dass das so einfach geht, aber ich hab ihm deutlich gemacht, dass es zwar aufwärts geht, geschäftlich, aber das muss ja nicht immer so bleiben, er hat dann sehr schnell begriffen und sich doch tatsächlich öffentlich demontieren lassen. Kaum zu glauben, wie sich manche von mir überzeugen lassen, tja,...man merkt halt doch die militärische Ausbildung! Dem Hansi geht’s jetzt echt gesundheitlich wirklich besser, ehrlich.“

„Juni 2006 Es merkt ja wirklich keiner, aber der Manfred hat damals ja wegen der Straßenausbaubeitragssatzung die Wahl verloren und ich mach das jetzt doch…… na ja, was interessiert mich mein dumms Gschwätz von gestern. Gutes Tun und nicht drüber reden, schon gar nicht vor der Wahl - so macht man das.“

„Juli 2006 Jetzt aber: der Ralf ist entsorgt. Der war ja so unbeliebt bei seinen Mitarbeitern. Wenn nur der Günter nicht so zäh wäre. Diese SPD-Frau hab ich ausgesperrt, die nervt mich sowieso, dauernd hat die was rumzumeckern. Mich hat's gewundert, dass sich nicht ein einziger ihrer Kollegen mit ihr solidarisch erklärt hat, dess sind halt doch alles keine Leuchtfeuer der Demokratie. Man sieht doch wieder mal eindeutig, was man mit straffer militärischer Führung bewirken kann.“

„August 2006: Jetzt hab ich den Parkplatz des Freilandmuseums als Kirchweihplatz bestimmt, und dann wagen die es die vom Bezirk, mir zu widersprechen. Na, die krieg ich auch noch dran.“

„September 2006: Jetzt bin ich doch glatt beim Wirtshaussingen eingeschlafen. Die vorherige Weinprobe in Ipsheim war halt doch etwas zu üppig. Ich seh's ganz deutlich: Ich brauch dringend noch einen zusätzlichen Referenten, damit sich der Stress etwas besser verteilt. Wie gut, dass es dieses kleine blaue Auto gibt, das mich dann nach Hause gebracht hat.“

„Oktober 2006: Heut hab ich den R. befördert, vorerst mal raufwärts, man muss sich ja irgendwie Sympathie und Mehrheiten sichern. Wir sind zwei schneidige Soldaten, tolles Bild in der WZ. Aber das mit aufwärts muss ja nicht immer so bleiben, notfalls geht’s im Falle des Falles auch mal abwärts.“

„Oktober 2006 Das ist ein Skandal: Die Presse behauptet, ich würde den Günter doch noch rauswerfen. Verdammt noch mal, wo sind diese undichten Stellen?“

„Oktober 2006: Dieses ständige Bebaden der Thermenmitarbeiter ist schon stressig, aber noch ein paar Tage, und ich hab die nötigen Kronzeugen und Stuhlbeinsäger gegen den Günter endlich beinander.“

„November 2006 „Heia, bald ist Weihnacht " und ich sitze alleine unter dem Thermen-Tannenbaum. Na gut, den Siggi muss ich mit auf den Schlitten setzen, aber dafür ist der Günter jetzt im Nikolaus Sack.“

„November 2006: Heute habe ich mich über die Schützen geärgert. Die sagen doch tatsächlich, dass die Verhandlungen ehrlicher waren ohne mich. Echt gemein - und ich will denen ein neues Heim bauen. Undankbares Pack!“

„November 2006: Jetzt haben sie meinen Freund doch tatsächlich im Landratsamt erwischt, und vorbestraft ist er jetzt auch.....mein lieber Mann, wenn der bei der SPD wäre, na da wäre aber was fällig, da würd' ich die Sau rauslassen, aber was mach ich jetzt bloß, so ein Scheiß, na ja,.. hmm, ääh,......am besten gar nichts.“

„November 2006: Der Doktor nervt mich dauernd mit seinen sachlichen Redebeiträgen, in der Sache kann ich ja meistens nicht dagegen halten, aber ich hab ihn jetzt mal als Fensterredner abgekanzelt. Das hat er jetzt davon, geschieht im grade recht, vielleicht kuscht er ja in Zukunft.“

„Dezember 2006 Etz wird’s mir langsam zu blöd. Jetzt muckt in der Therme schon wieder einer auf. Na warte, ich werde mal Schlüssel zählen. Ene mene Muh und raus bist du (blöd nur, dass ich den noch bis April 2007 zahlen lassen muss). Hoffentlich merkt das keiner. Aber ich habe ja den Anwalt auftreten lassen und alle Aufsichtsratsmitglieder vergattert, dass sie nix sagen dürfen. Kommando: Stillschweigen! Herrlich!“

„Dezember 2006: Heut’ war ich in Ickla und hab ein Paket mit doch tatsächlich 8 Ecken (acht) überreicht. Die Presse war natürlich sowieso dabei, um dieses epochale Ereignis per Foto zu dokumentieren. Leider hab ich mich versehentlich unten an die Hausstaffel gestellt (ich müsste sowieso dringend mindestens 10 cm größer sein, wenn die im Krankenhaus da nicht bald mal eine Methode zur Bürgermeistervergrößerung anbieten, fliegen da einer oder mehrere raus). Aber na ja, ich fahr dafür etwas größere Autos, das gleicht dann schon einiges aus. Bezüglich Pressearbeit muss ich noch einiges tun, der Ipsheimer Bürgermeister ist ja öfters in der Zeitung als ich, ich werd mal mit dem Heinrich reden.“

„Januar 2007 Was zum Henker ist denn ein Blog, Block kenn ich, und Blootz auch, aber Blog, achja, das ist so was im Internet, wo jeder seine Meinung anonym schreiben kann. Ich halt das für eine Sauerei, weil ich da jetzt ja keinen mehr fertig machen kann. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder jetzt seine Meinung ungestraft sagt!? Jetzt regen die sich sogar auf, wie ich parke, haben die denn keine anderen Probleme? Alles anonyme Feiglinge. Auch wenn das fast alles stimmt, aber mir glauben die Leute sowieso (noch) eher.“

„Januar 2006: Mein Freund hat schon wieder Mist gebaut, Herrschaftszeiten warum ist der bloß wieder nicht in der SPD,.. da wär was los!! Ich hab im Kreistag erst mal wieder alle zur Geheimhaltung vergattert, aber dann steht das doch tatsächlich wortwörtlich im Blog, so kann das nicht weitergehen. Mein Geheimhaltungsbefehl wird unterlaufen, ich muss mir was Neues überlegen.“

„Februar 2007 Mensch, des nervt: Dieser Blog schreibt ständig lästige Sachen über mich - und meine ganzen Freunde werden auch erwähnt. Ich muss mal mit Johann sprechen, dass der mal was unternimmt.“

„Januar 2006: Da schreiben die im Blog, dass da mit dieser Firma bei einem Projekt in Bergtheim einiges schiefgelaufen ist. Hoffentlich finden’s das mit Zellingen nicht auch noch raus. Wenn das so weitergeht, schwimmen mir noch die Schützenfelle davon.“

Faschingsdienstag 2007, 11:11 Uhr, nach ausgiebig gefeiertem Rosenmontagsball, eingeschlafen auf dem Sofa, schnarchend: Ein Schrei aus dem Büro: „Schatzi, komm mal, die haben schon wieder was über dich im Blog geschrieben, schau mal her, hey, wach mal auf......“